Taucher: Sie schauen sich hier so suchend um – geht es um was Bestimmtes?
Fritz Frosch: Ja, ich suche einen Taucher der mir etwas über die Unterwasserwelt
des Groß-Glienicker-Sees erzählen kann.
Taucher: Da kann ich Ihnen einiges erzählen.
Fritz Frosch: Tauchen Sie schon lange?
Taucher: Ja, so ungefähr 30 Jahre. Früher war der Groß-Glienicker-See für uns
Taucher ja das einzige Gewässer wo wir hier in Berlin tauchen konnten.
Hier haben wir geübt und einen großen Teil unserer Prüfungen ablegt.
Das Tieftauchen ging hier nicht, der See ist ja nur 11 m tief. Dazu musste
man zur Okertalsperre nach Westdeutschland (so wurde es damals genannt),
das bedeutete großen Aufwand. An der Grenze gab es ja immer sehr viele
Probleme und jedes Mal musste man ja auch drüben übernachten.
Damals haben wir aber meistens gezeltet, schon wegen des Geldes.
Hotels wären für uns zu teuer gewesen.
Fritz Frosch: Haben Sie eigentlich etwas von der Grenze quer durch den See gemerkt?
Taucher: Oh ja, darauf mussten wir sehr achten. Die Grenze war durch Bojen
gekennzeichnet und es fuhren ja auch die Kontrollboote der DDR-Grenzer.
Trotzdem haben wir die Bojen (sie waren ja auf dem Grund befestigt)
als Orientierungspunkt für das Tauchen mit dem Kompass benutzt.
Fritz Frosch: Das war doch ein ziemlich ungutes Gefühl oder nicht?
Taucher: Ja, das war es. Es war besonders schlimm, da die Sicht
damals grottenschlecht war. Manchmal konnte man kaum seine Hände sehen.
Wer vor 20 – 30 Jahren im Groß-Glienicker-See tauchen lernen wollte, der
durfte wirklich keine Angst vor der Dunkelheit haben.
Fritz Frosch: Und heute?
Taucher: Im Vergleich zu damals – sehr gute Verhältnisse.
Die Sicht hat sich enorm verbessert – nicht zu vergleichen.
Bis zu einer Tauchtiefe von 3-4 Metern ist die Sicht gut,
danach lohnt es sich nicht. Zu dunkel – nichts mehr zu sehen.
Fritz Frosch: Wie ist denn der Bewuchs unter Wasser und was ist mit dem
Fischbesatz?
Taucher: Der Bewuchs ist einfach großartig. Die Pflanzen
wachsen fast bis an die Wasseroberfläche. Am besten ist es am
Rand des Sees entlang zu schwimmen. Dort gibt es viel Schilf.
Ein gutes Versteck für die Fische und auch für die Wasservögel.
Früher gab es hier viel weniger Schilf – das hat sich enorm verändert.
Warum jetzt so viel mehr Schilf hier wächst, weiß ich nicht.
Fritz Frosch: Welche Fische gibt es denn in diesem See?
Taucher: Viele Arten, z. B. Hecht, Barsch, Zander, Rotaugen, Rotfedern, Karpfen,
Schleie, Aal, Weißfisch, und auch Welse. Vor mehreren Jahren wurde hier
ein Wels von 150 Kilo gefangen. Er kam ins Berliner Aquarium.
Krebse und Muscheln gibt es hier auch noch. Übrigens, die Hechte können
ganz schön groß werden. Ein Taucher will einen Hecht von 1,5 m gesehen habe.
Das war mir noch nicht vergönnt – schade.
Dann gibt es da ja auch Stege. Teilweise liegen sie ganz im Schilf und
manchmal schauen sie aus dem Schilf heraus. Früher waren sie oftmals
kaum von Schilf umgeben. Die Stege sind bei den Fischen sehr beliebt,
denn dort tummeln sie sich gerne – besonders wenn es sehr heiß ist.
Das scheint ein guter Schutz besonders für kleine Fische zu sein.
Für uns Taucher ist es eine Freude dort die Fische zu beobachten.
Fritz Frosch: Diese Stege sollen ja schädlich für den See sein!
Taucher: Das kann ich mir nicht vorstellen. Warum das denn?
Fritz Frosch: Sie sollen schädlich für das Schilf und die Wasserqualität sein.
Taucher: Das ist ja wohl ein Witz. Solange ich tauche, das sind mehr als
30 Jahre, gibt es hier die Stege. Das Schilf hat sich weiter ausgebreitet und
die Wasserqualität hat sich enorm verbessert – worin also soll die
schädliche Wirkung der Stege liegen?
Fritz Frosch: Keine Ahnung – schönen Tauchgang.